Ostervilm

Ostervilm - Ein Kunst-Haus im Meer


Ferienwohnungen in Seedorf auf der Insel Rügen

OSTSEEZEITUNG - Wochenendausgabe, 17./18. November 2001

Frühere Marinestation vor Rügen soll Idyll für Künstler werden
Ein gerade mal 700 Quadratmeter großes Eiland vor Rügen. Nach der Marine wollen es Künstler besiedeln. Zwei Inselherren beginnen nun mit den Aufräumarbeiten.

Rügen
(ddp) Mecklenburg-Vorpommern hat eine neue Insel. Ihre Position: 13 Grad, 36 Minuten Ost–54 Grad, 19 Minuten West, mitten im Rügischen Bodden. Ihr Name: „Ostervilm“–so getauft von ihren neuen Besitzern, Peer Wenmakers aus Bergen und dem Düsseldorfer Künstler Gerhard Benz. Das künstliche, nur 700 Quadratmeter große Eiland östlich der früheren DDR-Ministerrats-Insel Vilm wurde einst als Marinestation genutzt. Nun soll der im zehn Meter tiefen Boddenwasser stehende Komplex zu einem Treffpunkt und Arbeitsort für Künstler werden.

Zehn Jahre lang hat die ausgediente Entmagnetisierungsstation vor sich hin gedümpelt. Wind, Wetter, Kormoranen und Plünderern ausgesetzt, verrottete der verlassene Stützpunkt zusehends. Zu DDR-Zeiten waren hier Marineschiffe über eine Kabelschleife im Meer gegen die Kollision mit tückischen Magnetminen gewappnet worden. Die Bundeswehr hatte keine Verwendung mehr für den auf 600 Holzpfählen im Meer stehenden Komplex.

Lange Zeit suchte der Bund als Rechtsnachfolger nach einem Käufer. Interessenten gab es mit wilden Vorstellungen. Von einem Spielcasino auf hoher See, gar von einem Bordell war die Rede. Andere Investoren planten einen Erlebnis-Stützpunkt für Angler, eine Gaststätte für Wassersportler oder eine Teststation für Windkraftanlagen.

Den Zuschlag bekamen zwei Freunde, die Kulturelles im Sinn hatten. „Ostervilm“ könnte zu einer Art „Sanatorium für die Seele“ werden, sagt Wenmakers. Ein ungewöhnlicher Treff für Künstler und Kunstinteressierte, mitten im Meer, genau die richtige Verwendung für das im Biosphärenreservat gelegene Boddenhaus. In dem rheinländischen Architekten und Bühnenbildner Benz fand Wenmakers den geeigneten Partner. „Wir wollen einen Ort schaffen, der für Lesungen, Workshops, Atelierarbeiten, vielleicht auch für Ausstellungen genutzt werden kann“, kündigt Benz an.

Doch auf der maroden Station lässt sich auch jede Menge Geld „versenken“. Der moderate Kaufpreis und die geringe Pacht des Seegrundstücks können nicht darüber hinweg täuschen, dass auf die Inseleigner auch angesichts aufwändiger Baustofftransporte stolze Instandsetzungskosten zukommen.

Geht es nach den Inselherren, wird zunächst ein Wohnanhänger auf die Station verschifft. Das mit Vogelmist Zentimeter dick verdreckte Bauwerk habe einen Frühjahrsputz nötig, sagt Benz, der zuerst einen neuen Bootsanleger bauen und Grün auf „Ostervilm“ bringen will.

RALPH SOMMER

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